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Von Christine Issa - Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwieweit Gebäude, Denkmäler und öffentlichen Plätze nationale Identifikationsprozesse einer Gesellschaft widerspiegeln. Am Beispiel der afghanischen Hauptstadt Kabul wird die heutige bauliche Gestalt unter religiösen, ethnischen, kommerziellen, säkularen, nationalen und visionären Aspekten analysiert. Im Fokus dieser Arbeit stehen dabei die Akteure der Stadtgesellschaft, ihre Identitätsbezüge und ihre gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Motive. Untersucht wurden die Prozesse der nationalen Identitätsfindung bis zum Einmarsch der Sowjetunion 1979, die Auswirkungen des folgenden 23jährigen Krieges auf die Identitätsbezüge der Afghanen und die Prozesse der Identitätsfindung nach dem Fall der Taliban 2001 und dem Beginn des Wiederaufbaus. Denkmäler, neue und traditionelle Architekturtypologien wie die traditionelle Hofbauweise oder neue Wohnformen, neue Handels- und Repräsentationsarchitekturen, die Bedeutung der Sakralarchitektur und die Nutzung von öffentlichen und privaten Räumen wurden als Spiegel sozialer Transformationsprozesse vor 1979 und nach 2001 analysiert. Für die Untersuchung wurden verschiedene Methoden herangezogen: die fotografische Dokumentation und Entwicklung ausgewählter Bauten 2005, 2006 und 2008, die Kartierung der neuesten städtebaulichen Entwicklungen insbesonderer neuer Haustypologien im Stadtbild von Kabul, die Kartierung der Fluchtbewegungen während des Krieges und der Einfluss lokaler, regionaler und nationaler Vorstellungen der Rückkehrer in die Hauptstadt Kabul. Aufschluss über die emische Perspektive „afghanischer Identität“ geben die Ergebnisse einer schriftlichen Befragung, in der 247 afghanische Hochschulangehörige (Studenten und Hochschullehrer) Auskunft über ihre Vorstellungen afghanischer nationaler Identität geben.

Die Ergebnisse zeigen, das Denkmäler, Gebäude und Kulturlandschaften als Orte der Identifikation und Orientierung dienen. Sie schaffen neue Realitäten und erinnern an vergangene Erlebnisse, sie kommunizierungen Meinungen und Ideologien und sind Austragungsorte politischer, religiöser oder gesellschaftlicher Konflikte. In Kabul sind Heiligengräber und Moscheen, aber auch kulturhistorische Stätten wie das Nationalmuseum wichtige identitätsstiftende Orte, die soziale Funktionen in der afghanischen Gesellschaft übernehmen und als Stabilisatoren der kulturellen und nationalen Identität dienen. Denkmäler, die als Erinnerungskultur für eine nationale Identität bewusst konstruiert wurden sind vor allem politisch motiviert. Sie betonen weniger das nationale Erbe, sondern mobilisieren vor allem die ethnische Identität. Die neuen Bautrends, die sich vor allem durch die in Kabul seit 2001 neuen Spiegelglassfassaden auszeichnen, repräsentieren neue Formen der Materialisierung der sich wandelnden sozialen Strukturen und Hierarchien innerhalb der afghanischen Gesellschaft nach dem Krieg.

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Titel

Baukultur als Symbol nationaler Identität

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نام کتاب

  Das Beispiel Kabul, Afghanistan    

Autorin

Christine Issa

کریستین ِاسا

مؤلف

Sprache

Deutsch

آلمانی

لِسان

Jahr

2010

۲۰۱۰ میلادی، ۱۳۸۸ هـ ش

سال

Ort

Bonn, Deutschland

بن، آلمان

جای چاپ

Verlag

Scientia Bonnensis

 

ناشر

Seitenanzahl

239

۲۳۹

تعداد صفحه