Hilfe durch die Deutsch-Afghanische Universitätsgesellschaft

Von Andreas Dittmann - Die Deutsch Afgha­nische Universitäts- Gesellschaft (DAUG) wurde in der Hoch­stimmung des be­ginnenden Wieder­aufbaus unmittel­bar nach dem Ende des Taliban-Regimes gegründet. Ausschlag­gebend war eine Fact-Finding-Mission aus Vertretern mehrerer Fachbereiche von deutschen Universitäten und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), die im Frühjahr 2002 afghanische Universitätsstandorte besuchten, eine Bestandsauf­nahme gemacht haben und mit entsprechend erschütternder Bilanz zurück gekehrt waren. Die durchweg desolate Situation an afghanischen Hochschulen fand ihren Ausdruck vor allem in der Zerstörung weiter Teile universitärer Infrastruktur (zerstör­te Gebäude, verbrannte Bibliotheken und Mobiliar, keine Lehr­mittel etc.), aber auch in einer völlig unzureichenden Aus- und Weiterbildung der dozierenden Kollegen an den meisten Fach­bereichen und ebenso überalterten wie überfrachteten Curri­cula, in denen sowohl die Sowjetischen Ideologen als auch die fundamentalistischen Taliban ihre Spuren hinterlassen hatten.

Schnell war klar, dass dringend Hilfe benötigt wurde, diese allerdings nicht allein von dem für akademische Zusammen­arbeit und Wiederaufbau in erster Linie zuständigen DAAD getragen werden könne. Dies galt insbesondere für die Hilfe­stellungen, die über die engeren DAAD-Aufgaben - wie Nach­wuchsförderung, Weiterbildung, Curriculum-Entwicklung und Akademikeraustausch - hinausgingen. Von vornherein war daher die DAUG als ein Instrument gedacht, das seine Aktivitäten eng an den Möglichkeiten bzw. den (Förder-)Grenzen des DAAD ausrichtete. Überall dort, wo DAAD-Maßnahmen nicht mehr greifen konnten, setzte die DAUG ein. Dies betraf in den ersten Semestern vor allem so einfache, und doch vor Ort nur schwer umsetzbare Maßnahmen wie die Beschaffung von Tischen für z. B. die aus DAAD-Mitteln angeschafften PCs. Die vom Gründer und ersten Präsidenten der DAUG, Herrn Prof. Dr. Claas Naumann (Biologie) vom Museum Alexander-Koenig in Bonn, Aktion "Ein Stuhl für Kabul" war ein großer Anfangserfolg, der zahlreiche Spenden für die DAUG erreicht und eine ausgespro­chen breit angelegte Solidaritätsbasis unter deutschen Studie­renden genoss - "Stell Dir vor, Du kommst in die Uni und es gibt keine Stühle". Der große Anfangserfolg der DAUG ist vor allem dem persönlichen Engagement des viel zu früh verstor­benen Prof. Claas Naumann zu verdanken, der Afghanistan noch aus der Zeit vor dem Einmarsch der Sowjettruppen kannte, aber auch dem Einsatz von Prof. Dr. Helder Dawar (Wirtschaftswissen­schaften), der bis heute den Stellvertretender Vorsitz der DAUG wahrnimmt und der Stiftung als ehemaliger Finanzminister von Afghanistan nach wie vor mit Rat und Tat zu Seite steht.

Nach einem breiten Spendenaufkommen in den ersten Monaten nach der Gründung haben sich die Aufgabenfelder der DAUG ebenso vergrößert wie vervielfältigt. Dabei sind die Vorhaben gewaltig und können auch nach zehn Jahren „akademischen Wiederaufbaus“ keineswegs als erledigt abgebucht werden - auch wenn sich die öffentliche Hilfsbereitschaft und die all­gemeine Medienaufmerksamkeit längst anderen Brennpunkten zugewandt haben mag. Zu den wichtigsten Zukunftszielen der DAUG gehören daher immer noch

  • die Ausweitung der Aufbauaktivitäten über die Universitäten von Kabul, Herat und Mazar-i-Sharif hinaus auch auf andere Hochschulstandorte des Landes,
  • eine Einbeziehung von Fächern und Fächerkombinationen, die bislang noch keine wissenschaftlichen Programmkoordi­natoren gefunden haben bzw. halten konnten,
  • die Daueraufgabe der Verbesserung und Aktualisierung der derzeitigen Curricula,
  • sowie die landesweite Etablierung von Master-Studiengängen, u. a. in den geowissenschaftlichen Fächern.

Die DAUG braucht weiterhin Unterstützung - durch Mitglied­schaften und vor allem durch Spenden und freut sich über jeden, der sein humanitäres Engagement nicht nur nach den gerade aktuellen Katastrophenmeldungen der Medien, sondern nach nachhaltigem Verantwortungsbewusstsein ausrichtet.


Titel

Wie am ersten Tag danach

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  Hilfe durch die Deutsch-Afghanische Universitätsgesellschaft

Autor

Andreas Dittmann

Sprache

Deutsch

Jahr

2011

 In

Geographische Rundschau

 

DITTMANN, A. (2011): Wie am ersten Tag danach - Hilfe durch dieDeutsch-Afghanische Universitäts-Gesellschaft DAUG (Magazin). In. In:Geographische Rundschau Jg. 63, H. 11, S. 51.